Das Web ist auf dem Hinterhof
12. Dezember 2018, von baw
Liebe Studierenden, dies ist ein Bericht aus einer längst vergangenen Zeit, als die Smartphones noch in Serverräumen festgeschraubt waren und noch nicht mal telefonieren konnten...
Ich bin im Jahr 1995 von der Uni Kiel zur Uni Hamburg gewechselt. Das war die Zeit, in der dieses neue Ding Internet sich gerade überall verbreitete und auch E-Mails langsam Standard wurden (gibt es den Zusatz @stud.uni-hamburg.de eigentlich noch?). Studierende lassen sich bitte an dieser Stelle von ihren Eltern erzählen, wie das war damals mit Modems und parallelem Telefonieren...
In meiner WG gab's noch keinen Internetanschluss, ich hatte aber viele Freunde da draußen in der Welt (das ging auch ohne WhatsApp), und so habe ich den Computerraum des Rechenzentrums entdeckt. Wenn ich mich recht erinnere, kam man am besten über die Rothenbaumchaussee und einen Hinterhof dorthin; im ersten Stock gab es dann einen stickigen Raum mit rund 30 Terminals, die wir Studenten nutzen konnten. Mir waren zwar als Geisteswissenschaftlerin die Informatik-Studenten um mich herum etwas unheimlich, das rein auf Tastatur-Befehlen basierende E-Mailprogramm namens "pine" erschloss sich mir erst nach einigen Fehlversuchen und das oft lange Warten in der Schlange, bis ein Terminal frei wurde, war auch nicht gerade erquickend. Aber ich hatte das Gefühl, dass es sich lohnt, da am Ball zu bleiben.
Inzwischen arbeite ich in einem Forschungszentrum, in dem einige Forscher immer noch auf pine ihre E-Mails schreiben, und habe mehrere Jahre an dem Forschungszentrum verbracht, an dem dieses Internet – genau genommen natürlich das world wide web – erfunden wurde; ein Jahr lang genau ein Büro neben der Geburtsstätte des Webs! Und ja, inzwischen bin ich auch aufs Smartphone umgestiegen...
Ich wünsche der Universität Hamburg, dass sie den Exzellenz-Stempel bekommt, den sie schon lange verdient!
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