
Die 100 großen Fragen des LebensFrage 4: Was ist gesund?Auszug aus dem Interview von Yvonne Weiß/Hamburger Abendblatt
17. März 2018, von Online-Dienste

Foto: Roland Magunia/Hamburger Abendblatt
Sportwissenschaftler Prof. Dr. med. Klaus-Michael Braumann (li.) und Lebensmittelchemiker Prof. Dr. Sascha Rohn (re.) im Gespräch darüber, warum Spiegelei zum Frühstück gesund ist und wieviel Sport wir eigentlich treiben müssen.
Die beiden passen hervorragend zusammen: Der eine mag nur die roten und blauen Gummibärchen, der andere isst ausschließlich die gelben. „Dann machen wir uns ja keine Konkurrenz“, sagt Prof. Klaus-Michael Braumann (68) vor unserem Gespräch zu Prof. Sascha Rohn (44). Beide Mediziner wissen eigentlich genau, dass Gummibärchen Gift sind, aber sie können auch erklären, warum wir alle sie dennoch essen. Außerdem erzählen sie, dass Topfpflanzen, Erbsen und Schweiß unser Leben verlängern, womit wir uns vergiften, wie wenig Kalorien beim Sport verbrannt werden, weshalb wir an Pillen glauben, warum manche Ärzte keine EKGs mehr lesen können, wo man Waldbaden praktiziert, und dass man Sex ruhig als Bewegungsritual in den Alltag einbauen sollte.
Gesund essen, nicht rauchen, wenig Alkohol, regelmäßig Bewegung und gut schlafen – warum weiß nicht längst jeder, wie man gesund lebt?
Professor Sascha Rohn: Ich glaube, es ist tatsächlich einfach, aber das Einfache ist dem Menschen oft zu einfach, und das Komplizierte ist ihm zu kompliziert. Viele Leute sind zufrieden so, wie sie leben – und sich dann verändern zu lassen nach den Regeln irgendwelcher Wissenschaftler oder anderer Experten, dafür muss man seinen inneren Schweinehund erst einmal überwinden.
Prof. Klaus-Michael Braumann: Es gibt so etwas wie die kognitive Dissonanz. Man weiß eigentlich, was man machen müsste, aber man macht es nicht. Der Leidensdruck ist bei vielen Menschen auch nicht groß genug, denn viele Krankheiten tauchen erst später auf. Ich merke das immer wieder, wenn ich mit jungen Menschen spreche und sie darauf hinweise, was bei ihrem Lebenswandel passieren kann, wenn sie Mitte 50 sind. Diese Zeiträume liegen außerhalb ihrer Vorstellungskraft.
Die Studie „Zukunft Gesundheit“ hat gezeigt, dass das Gesundheitswissen der Deutschen schlecht ist. Wo sind die größten Lücken?
Rohn: Die Lücken sind nicht so groß, es hapert einfach an der Umsetzung. Daran scheitern viele Menschen wie an den guten Vorsätzen. Jeder hat sie, und jeder möchte sie umsetzen, aber wie lange man das durchhält, das steht auf einem anderen Blatt.
Braumann: Es mangelt an einer adäquaten Kommunikation, diesem Problem müsste man sich auch in der Medizinerausbildung einmal widmen. Es gilt, komplexe Sachverhalte verständlich zu vermitteln. Ich bekomme immer ein Fremdschämen, wenn an sich gute Ratschläge von Ärzten auf einem verschwurbelten Niveau stattfinden, anstatt sie klar zu formulieren. Diese Verständlichkeit scheint schwierig, darum hakt es.
Rohn: Wir als Lebensmittel- und Ernährungsexperten finden eigentlich selten Gehör, denn jeder ist sein eigener Experte, jeder muss essen und trinken und glaubt, mitreden zu können.
Wir Verbraucher hören also nicht gut genug zu?
Rohn: Ganz genau. Wir glauben an unsinniges gefährliches Fett und Legenden über Superfoods. Ich beobachte häufig eine Diskrepanz: Leute, die viel rauchen, sorgen sich trotzdem darum, ob da zu viel Fett in ihrer Salami ist. Ein seltsames Risikobewusstsein. Die Leute fürchten sich vor Pestiziden, Zusatzstoffen und Farbstoffen, ihre Lebensmittelhygiene in der eigenen Küche ist aber mangelhaft. Da wird das rohe Fleisch neben dem rohen Salat zubereitet. Arbeitsfläche und Utensilien müssen unbedingt sauber gehalten werden. Wenigen scheint bewusst, dass Salmonellen und Listerien nicht nur Durchfall erzeugen, sondern in manchen Fällen tödlich sein können.
Das vollständige Interview lesen Sie im Hamburger Abendblatt:
Interview: Was ist gesund?
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