
Die großen Fragen des LebensFrage 10: Wie trifft man eigentlich gute Entscheidungen?Auszug aus dem Interview von Insa Gall / Hamburger Abendblatt
28. April 2018, von Online-Dienste

Foto: Mark Sandten / Hamburger Abendblatt
Prof. Dirk Ulrich Gilbert (l.) und Prof. Moritz Schulz im Gespräch mit Insa Gall
Das ganze Leben scheint aus Entscheidungen zu bestehen. Welchen Mann oder welche Frau heirate ich? Welchen Beruf suche ich mir aus? Oder auch nur: Ziehe ich heute das rote oder das blaue Kleid an und esse ich einen Salat oder ein Wiener Schnitzel? Was bei Entscheidungsprozessen abläuft, wie wir uns gut entscheiden können und wann der Bauch das Sagen haben sollte, erklären der Ökonom Prof. Dirk Ulrich Gilbert und der Philosophie-Professor Moritz Schulz.
Fällt es Ihnen persönlich leicht, sich zu entscheiden?
Prof. Dirk Ulrich Gilbert: Im Großen und Ganzen: ja. Kommen Emotionen ins Spiel, wird es auch bei mir schwieriger. Wobei ja viele Entscheidungen auch unterbewusst ablaufen. Trinken wir den Kaffee mit Milch oder schwarz? Drehen wir uns morgens beim Weckerklingeln noch mal um? Viele Entscheidungen nehmen wir als solche gar nicht wahr, sondern haben dafür Mechanismen entwickelt. Sonst würden wir die Komplexität der Welt gar nicht bewältigen können.
Prof. Moritz Schulz: Seitdem ich mich beruflich viel mit dem Thema beschäftige, entscheide ich mich etwas bewusster. Ich merke aber auch, dass es Stress bedeuten kann, wenn ich in zu kurzer Zeit zu viele Entscheidungen treffen muss.
Welche Prozesse finden bei einer Entscheidung statt?
Gilbert: Das hängt sicherlich auch vom Kontext ab. Beruflich machen wir uns darüber oft mehr Gedanken als im Privatleben, sammeln erst einmal viele Informationen und entscheiden uns dann bewusst. Muss eine Entscheidung aber sehr schnell getroffen werden, nutzen Menschen dagegen meist einfache Entscheidungsregeln .
Schulz: Als Erstes muss ich feststellen: Hier habe ich eine Entscheidung zu treffen. Oft ist uns das gar nicht bewusst.
Gibt es eine Anleitung, wie man weiter vorgehen sollte?
Gilbert: Viele von uns wachsen mit der Vorstellung auf, dass Entscheidungen stets rational sein sollten. Man muss seine Entscheidungen erklären, manchmal auch rechtfertigen können. Es ist die gängige Vorstellung, dass man nur genügend Informationen sammeln muss, um eine abgewogene Entscheidung zu treffen – und die ist dann richtig. Dies mag manchmal auch so sein. Tatsächlich verlaufen Entscheidungsprozesse aber häufig ganz anders.
Wie denn?
Gilbert: Ich glaube, dass Menschen häufig Heuristiken benutzen, wenn sie entscheiden – also einfache Regeln, mithilfe derer sie mit begrenztem Wissen auch kluge Entscheidungen treffen. Kaum jemand wird bei einer der wichtigsten Entscheidungen – der Partnerwahl – erst einmal die Größe und die Haarfarbe, Bildungsstand und Charaktereigenschaften des Menschen genau analysieren und Vorteile und Nachteile aufschreiben.
Sie sprechen die klassische Pro-und-Kontra-Liste an. Für die Partnerwahl sicherlich kaum praktikabel, aber ansonsten ein gutes Entscheidungsinstrument?
Schulz: Jedenfalls kein schlechtes. Wer eine Pro-und-Kontra-Liste erstellt, überlegt zunächst erst einmal, welche Optionen er überhaupt hat. Das ist ein guter Startpunkt. Nicht selten denkt man, es gebe ein oder zwei Standardoptionen, aber es ist gut, über weitere Möglichkeiten nachzudenken.
Das vollständige Interview lesen Sie im Hamburger Abendblatt:
Interview: Wie trifft man eigentlich gute Entscheidungen?
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