
Die großen Fragen des LebensFrage 13: Ist Junge- oder Mädchensein angeboren?Auszug aus dem Interview von Yvonne Weiß / Hamburger Abendblatt
22. Mai 2018, von Online-Dienste

Foto: Marcelo Hernandez / Hamburger Abendblatt
Juniorprofessorin für Humanbiologie und kognitive Neurowissenschaften, Esther Diekhof (links), und Dr. Katinka Schweizer, Sexualwissenschaftlerin und Psychologische Psychotherapeutin (rechts), im Gespräch über Genderstereotype, Erziehung und pinke und blaue Gehirne.
Die Geschlechtertrennung zwischen Mann und Frau wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer stärker aufgeweicht, dennoch geht der Streit, was angeboren und was anerzogen ist, munter weiter. Die Juniorprofessorin für Humanbiologie und kognitive Neurowissenschaften, Esther Diekhof, und Katinka Schweizer, Sexualwissenschaftlerin und Psychologische Psychotherapeutin, erklären, weshalb sich Geschlechterstereotype hartnäckig halten, wieso wir beim Thema Sexualität Denkstörungen bekommen und dass eine Geburtsanzeige mit dem Spruch „Hurra! Unser Interkind wurde geboren!“ toll wäre.
Wie viele Geschlechter hat ein Mensch?
Dr. phil. Katinka Schweizer: Grob gesagt drei. Wir unterscheiden zwischen folgenden Geschlechtsaspekten: 1. dem körperlichen Geschlecht, das zuerst entsteht und meist anhand der äußeren und inneren Geschlechtsmerkmale zu erkennen ist, 2. dem seelischen Geschlecht, das das individuelle Selbsterleben kennzeichnet, und 3. dem sozialen-kulturellen Geschlecht – wir alle bewegen uns ja in einem bestimmten Kontext, in welchem Land wir beispielsweise wohnen, auch das prägt unser Geschlecht.
Gibt es ein rosa und ein blaues Gehirn?
Jun.-Prof. Dr. Esther Diekhof: In der Entwicklung eines Kindes finden sich gewisse Präferenzen. Wenn wir einjährigen Kindern bestimmte Spielsachen zur Auswahl geben, dann sehen wir anhand der Blicke der Kinder und ihrer Fixation eines Gegenstands, dass männliche Kinder eine Vorliebe für sich fortbewegende Spielzeuge haben, also für Autos.
Bei Mädchen ist das nicht zu erkennen, die variieren zwischen Puppen, Plüschtieren und ebenfalls Autos. Die eigentliche Präferenz für Rosa und Blau ist nicht angeboren, die kommt durch die Prägung der Eltern und des Umfeldes, also durch das, was Erwachsene als Geschlechtsstereotyp empfinden und vermitteln. Da liegt in Wirklichkeit kein biologisch bedingter Unterschied vor.
Es gibt Studien, die dem weiblichen Gehirn mehr Einfühlungsvermögen zuschreiben. Wir Frauen lesen das natürlich gerne, aber stimmt es überhaupt?
Diekhof: Doch, Frauen verfügen über mehr Empathie. Die ist aber auch notwendig, wenn man ihre Mutterrolle betrachtet. Die Mutter hat für die Ernährung der Neugeborenen zu sorgen, dafür muss sie die Bedürfnisse des Kindes gut erkennen können. Da ein Neugeborenes nur über Mimik und Laute kommuniziert, bedarf es einer Empathie der Mutter, also einer emotionalen Ansteckung, um die Bedürfnisse des Kindes einordnen zu können. Das heißt allerdings nicht, jede Frau ist empathischer als jeder Mann, das sind Mittelwerte!
Dennoch ist die „Mars-Venus-Philosophie“ sehr verbreitet. Menschen glauben gerne an Sex-Unterschiede; woher kommt das?
Schweizer: Wir neigen dazu, Kategorisierungen vorzunehmen. Das Sortieren nach Merkmalen und Eigenschaften hilft uns. Das Geschlecht stellt dabei eine anthropologische Grundkonstante dar, anhand der Menschen schon seit dem Mythos von Adam und Eva unterschieden haben. Das Geschlechterkonstrukt ist ein hartnäckiges und beliebtes.
Das vollständige Interview lesen Sie im Hamburger Abendblatt:
Interview: Ist Junge- oder Mädchensein angeboren?
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