
Die großen Fragen des LebensFrage 44: Lohnt sich Glücksspiel?Auszug aus dem Interview von Stephan Steinlein / Hamburger Abendblatt
29. Dezember 2018, von Online-Dienste

Foto: Mark Sandten / HA
Mathias Schacht und Ingo Fiedler haben Würfel zum Fototermin mitgebracht.
Ein Mathematiker und ein Wirtschaftswissenschaftler im Gespräch über die zweitschönste Nebensache der Welt. Das Wichtigste vorweg: Bleiben Sie besser zu Hause und spielen Skat oder Mensch ärgere dich nicht. Sie haben mehr davon.
Spielen Sie selbst?
Ingo Fiedler: Selbstverständlich. Ich muss mich ja mit meinem Forschungsobjekt auseinandersetzen und versuche, jedes neue Produkt zu testen.
Sie spielen also auch im Internet um Geld?
Fiedler: Absolut, alles einmal gemacht. Nicht unbedingt aus Vergnügen, sondern viel eher aus Interesse an meinem Forschungsobjekt.
Herr Schacht, wie sieht es bei Ihnen aus?
Mathias Schacht: Ich spiele nur zu Hause oder mit Freunden Gesellschaftsspiele und Skat. Und dabei geht’s nur um Anerkennung und Ehre.
Für alle, die die Zahlen noch nicht gehört haben: Was ist wahrscheinlicher, den Jackpot im Lotto zu knacken oder vom Blitz getroffen zu werden?
Schacht: Ich schätze mal, vom Blitz getroffen zu werden.
Fiedler: Dreimal wahrscheinlicher dürfte es sein, vom Blitz getroffen zu werden, vermute ich.
Die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden, liegt bei 1:20 Millionen, die des Jackpot-Gewinns bei 1:139 Millionen. Dennoch tippen jede Woche rund sieben Millionen Deutsche, mehr als 21 Millionen tun das gelegentlich. Warum nur?
Fiedler: Der Hauptgrund ist: Man kauft sich Hoffnung auf den großen Statussprung. Man kann träumen, wie die Welt aussehen könnte, egal wie unwahrscheinlich es auch ist.
Was ist Glücksspiel aus wissenschaftlicher Sicht: ein natürlicher Trieb? Oder eher Unterhaltung?
Schacht: Es ist sicherlich ein Traum, der bei den vielen Glücksspielen verkauft wird. Man hat die Hoffnung, mit relativ geringem Einsatz einen großen Gewinn zu erzielen, vielleicht sogar ein paar Millionen. Das ist eine verlockende Idee. Vermutlich ist auch viel Aberglaube dabei. Nach dem Motto: Eigentlich bin ich jetzt mal dran.
Viele Menschen träumen vom Gewinn des Jackpots, um dann alles „hinzuschmeißen“? Sie auch?
Fiedler: (lacht) Mir macht meine Arbeit so viel Spaß, ich würde nie auf die Idee kommen, damit aufzuhören.
Die Hälfte der Lottoeinsätze wird als Gewinne ausgeschüttet, die andere Hälfte für Kunst-, Kultur- oder Sportprojekte verwendet. Ist Lotto ein großes Sozialprojekt oder eine Steuer, die Tipper freiwillig zahlen?
Schacht: Aus meiner Sicht schon. Es wird auch bei einigen Spielen, wie bei der „Aktion Mensch“, klar damit geworben, um so die Schwelle vielleicht noch einmal runterzusetzen. Tipper sagen sich: „Selbst wenn ich nicht gewinne, tue ich zumindest etwas Gutes.“
Fiedler: Lotterien sind von jeher ein Finanzierungsinstrument der öffentlichen Haushalte. Der Bau der Großen Mauer im alten China zum Beispiel wurde zum Teil so finanziert. Der Grundstein der Harvard-Universität wurde gelegt über eine Lotterie. Man muss dabei aber auch bedenken, dass Lotterien nicht zwangsläufig sozial verträglich sind. Denn überproportional viel Geld wird von den unteren Bevölkerungsschichten ausgegeben. Das heißt, eine Lotterie ist eigentlich eine regressive Steuer, die die Schere in der Gesellschaft vergrößert und nicht verkleinert.
Wo sind die Gewinnchancen größer – beim Lotto oder im Casino?
Fiedler: Es ist deutlich wahrscheinlicher, im Casino zu gewinnen. Allerdings ist hier der Maximalgewinn erheblich kleiner. Wer das Ziel verfolgt, sich die große Hoffnung auf den großen Statussprung zu kaufen, spielt besser Lotto.
Schacht: Wenn man zum Beispiel beim Roulette im Casino eine einfache Wette eingeht auf Rot oder Schwarz, sind die Chancen ja nur ein bisschen geringer als 50:50, während die Chancen beim Lotto verschwindend gering sind.
Das vollständige Interview lesen Sie im Hamburger Abendblatt:
zum Interview: Lohnt sich Glücksspiel?
Interview als Podcast
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